Historische Personal-Computer
"Wie definiert man einen Personal-Computer?", eine oft gestellte Frage, die wir so beantworten würden:
Ein Personal-Computer (PC) ist ein Einzelplatzsystem mit einem Datensichtgerät (damals meist ein Röhren-Monitor) sowie geeigneter
Peripherie zum Speichern und zur Ausgabe von Daten/Programmen. Es ist mühelos transportabel.
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IBM 5100
1975 stellte die Firma IBM den "ersten tragbaren Computer" vor: das Modell 5100. Der Begriff "tragbar" war relativ, das Gerät
wog 28 kg, war aber dennoch revolutionär für seine Zeit. In einem kompakten Gehäuse war die CPU, 16 - 64 kB RAM, bis zu 64 kB
ROM, eine Tastatur, ein kleiner Bildschirm zur Anzeige von 16 Zeilen a 64 Zeichen (monochrom) sowie ein Bandlaufwerk mit 204 kB
Kapazität untergebracht. Zur Ausgabe konnte ein Nadeldrucker Mod. 5103 angeschlossen werden.
Der verwendete Prozessor "PALM" war eine 16 Bit Mehrchip-CPU (1.9 MHz Takt). Er emuliert per Mikrocode eine IBM 1130 bzw. eine IBM/360
CPU, um darauf entweder die Programmiersprache APL oder BASIC laufen zu lassen. Dieser technische Kniff ersparte eine eigene
Softwareentwicklung für den Rechner. Je nach Ausbaustufe kostete die Maschine ca 9.000 - 20.000 USD.
Wenn man will, ist die 5100 der (Ur)Großvater des ersten IBM-PC: auf die 5100 von 1975 folgten verbesserte Modelle 5110 und 5120,
um dann mit dem Modell 5150 in 1981 den ersten IBM-PC vorzustellen
Unser Exponat hat beide Sprachoptionen fest im ROM eingebaut und verfügt über 48 kB RAM. Die Maschine wurde 2020/21 von Helfern des IBM-Museums (Sindelfingen) überholt und ist vorführbereit
Weitere Infos zu der Maschine findet man hier
WANG 2200B mit umfangreicher Peripherie
Einer der allerersten PCs ist der WANG 2200 A/B aus dem Jahre 1973. WANG hat sehr früh erkannt, dass nur ein mehrzeiliger Monitor
zukunftsweisend ist. Zu dieser Zeit arbeiteten die HP-Rechner noch mit einem einzeiligen LED-Display. Hier gibt es einen
schönen
Vergleich zwischen HP 9830 WANG 2200 (PDF) als Verkaufsargumente für HP-Händler aus dem Jahre 1974, 15 Seiten in engl. Sprache.
WANG und HP waren die Konkurrenten der 70er Jahre im Bereich der wissenschaftlichen Tischrechner und der ersten PCs.
Für das System 2200 und dessen Nachfolger gab es eine Unzahl von Peripheriegeräte und Programmbeispielen, welche jeweils den
Bedürfnissen der kommerziellen und vor allem der wissenschaftlichen Anwendung gerecht wurden. Eine Maschinensprache bzw. einen
Assembler gab es nicht. Der Rechner arbeitet unmittelbar in der einfach erlernbaren Programmiersprache BASIC.
Einmalig in Deutschland ist diese funktionsfähige Computer-Anlage mit so vielen peripheren Geräten: Lochstreifenleser (2203),
Stapelkartenleser (2234), Markierungskartenleser (2214), 8-Zoll dreifach Diskettenlaufwerk (2270-3) und einem Plattensystem
(2230-1) mit 38cm großen Scheiben. Das Gewicht des Plattensystems (eine Festplatte und eine Wechselplatte) beträgt ca. 100kg
und der Preis damals stolze 24.000,- DM. Damit konnte man immerhin bereits komfortable 5 MB Daten/Programme speichern.
WANG 2200S
Der Neuzugang (12.2017) zeigt die etwas verkleinerte Ausführung (Bauj. 1974/75) des 2200B, dabei steht "S" wohl für "small". Mit dem zusätzlichen Kassettenlaufwerk 2217 lassen sich pro Meter Magnetband 1,7 KB speichern bei einem Transfer von 326 Zeichen/Sekunde. Es ist mit drei Motoren ausgestattet und kann in beide Laufrichtungen lesen/schreiben. Dabei werden immer Blöcke mit 256 Bytes gelesen/geschrieben. Dieses langsame Speichermedium war damals halt konkurrenzlos preiswert.
Interessant ist auch die dazugehörige Kugelkopfmaschine als Ausgabegerät. Ausgestattet mit Schrittschaltmotoren kann die Maschine auch plotten. Das Modell 2202 ist identisch mit dem des am WANG 700 Rechner angeschlossenen Modells "702".
Wir bedanken uns bei der Westfälischen "Wilhelm-Universität Münster" für die Überlassung der Anlage.
WANG PCS II
Im Jahre 1977 stellte WANG den neuen Computer PCS-II vor der im Gegensatz zur 2200-Serie kompakt gebaut war. Der Prozessor, noch in herkömmlicher Weise mit TTL-Logik aufgebaut, die Interface-Anschlüsse und das Netzteil befinden sich in einem Gehäuse. Eine zweifach 5,25" Floppy wurde einfach oben aufgebaut, so dass man nur noch einen Drucker anschließen musste. Der Speicher war bis zu 32 KB ausbaubar und damit auch nicht grösser als der Maximal-Ausbau des deutlich preiswerteren PET 2001.
Für Privatleute war dieser Rechner fast unerschwinglich: 1978 lag der Preis bei über 20.000 DM, ein FORD Capri Sportcoupè war dagegen schon für knapp 12.000 DM zu haben.
Tektronix 4052
1978 brachte die Firma Tektronix einen Tischcomputer auf den Markt, den wir wegen seiner interessanten technischen Details
hier aufführen möchten.
Das Modell 4052 nutzte zur Ausgabe eine
Speicherbildröhre. Die Technologie hierfür hatte Tektronix schon früher für Speicheroszilloskope eingesetzt. Bei einer herkömmlichen Bildröhre
regt der Elektronenstrahl einen Leuchtstoff zum Leuchten an. Die Nachleuchtdauer des Leuchstoffs liegt im ms-Bereich, das Bild muss also periodisch immer
wieder geschrieben werden. Bei einer Speicherbildröhre schreibt der Elektronenstrahl einmalig ein Ladungsbild auf den Schirm, das durch eine besondere Konfiguration
der Bildröhrenelektroden den Schirm zu dauerhaftem Leuchten anregt und bei Bedarf wieder gelöscht werden kann. Der Vorteil dieser Technik war, das kein extra Bildspeicher
für die Ausgabe benötigt wird. In einer Zeit, als Halbleiterspeicher teuer war, war die Einsparung von ca 3/4 MBit Speicher (für
1024*780 s/w-Bildpunkte) von großer Bedeutung !
Statt wie beim Vorgänger 4051 nutzt die 4052 keine 6800 CPU, sondern simuliert diese mittels Bit-Slice-Technologie, was dem Gerät einen
deutlichen Geschwindigkeitsvorteil einbrachte.
Die hervorragenden Grafikfähigkeiten, die bequeme Programmierung mittels BASIC, die Möglichkeit der Programmerweiterung mittels ROM-Steckmodule, die eingebaute
Magnetbandcassette zur Datenspeicherung und eine integrierte Schnittstelle zur Ansteuerung von Messgeräten und Peripherie machten das Gerät sehr attraktiv für den
technischen Einsatz
Zu dem Rechner haben wir auch eine Hardcopy-Einheit 4631 , mit der Kopien des Speicherbildröhreninhalts auf Spezialpapier erstellt werden konnten. Details hierzu
und zum 4052 werden wir hier vorstellen.
KIM-1
Mit dem Aufkommen der Mikroprozessoren in den 70er Jahren boten die Hersteller sogenannte Einplatinencomputer an, damit sich die industrielle
Kundschaft mit dem Prozessor vertraut machen konnte, bevor sie ihre Systeme damit entwickelten. Auf diesen Platinen befanden sich die
CPU, ein minimaler RAM-Speicher, eine einfache Anzeige mit ebenso einfacher Eingabemöglichkeit, einfache Schnittstellen sowie ein Monitor-
Programm. Mit dessen Hilfe konnte das System recht rudimentär in Maschinensprache programmiert werden.
Der Einplatinencomputer KIM-1 wurde von der Firma MOS Technology Inc. in Audubon (Pa, USA) auf dem Markt gebracht. Über die industrielle Anwendung
hinaus nutzten viele Elektronikbastler dieses System, um sich ihr eigenes Computersystem aufzubauen, 1976 gab es noch keine fertigen Personalcomputer
auf dem Markt ! Ein Netzteil und Gehäuse musste man sich selber bauen, und es entstand recht schnell eine eigene Industrie für Erweiterungen.
Unser Exemplar wurde an einer Fachhochschule für Ausbildungszwecke genutzt. Es hat ein transparentes Selbstbau-gehäuse und Erweiterungen, um
die Schnittstellen z.B. für Versuche zu nutzen.
Zur Technik nur so viel: zum Einsatz kam die CPU 6502 (1 MHz Takt), 2 kB ROM für den Monitor und 1 kB (!) RAM. 6 LED-7-Segmentanzeigen dienten der Ausgabe,
eine kleine Tastatur für die Eingabe der Hexadezimalzahlen 0 - F und einiger Steuerbefehle und Schnittstellen für einen Cassettenrecorder zur
Datenspeicherung und optinal ein Anschluß für eine Fernschreibmaschine - mehr gab es nicht.
Die Firma MOS wurde 1976 von Commodore übernommen. Damit wurde der KIM-1 zum Vorläufer des PET 2001 (s.u.).
AIM-65
Die Firma Rockwell stellte 1978 eine verbesserte Version des Einplatinencomputers KIM-1 vor: den AIM-65. Verbesserungen gegenüber dem KIM-1 ware
eine 20-stellige alphanumerische LED-Anzeige, die Anschlußmöglichkeit einer "richtigen" Tastatur, ein Thermodrucker und 5 Sockel für je 4 kB ROM
für BASIC, einen Editor, einen Assembler u.a.
Verschieden Firmen bauten den AIM-65 in eigene Gehäuse mit Netzteil ein, z.B. Siemens mit ihrem PC100. Unser Exponat von Rockwell
kommt einem Personalcomputer schon recht nahe.
Commodore (CBM) PET 2001, 8096-SK u.a.
Auch wenn man über Commodore PCs viele Informationen im Netz findet, haben wir einige Geräte aus unserem Bestand der Vollständigkeit halber aufgenommen.
1977 stellte die Firma Commodore den PET 2001 vor: er war der erste für Privatleute erschwingliche Personalcomputer, kein Bausatz, sondern ein betriebsbereites Komplettgerät.
Mit anfangs ca. 7KB RAM und der sehr langsam arbeitenden "Datasette", im Prinzip ein simpler Kassettenrecorder der 70er Jahre, war das Programmieren in BASIC zwar etwas mühsam aber immerhin möglich.
Schon zu Beginn war klar: Der Computer ist auch zum Spielen geeignet. In unseren Geburtstags-Workshops kommen sogar die alten Computerspiele der Anfangszeit gut an. Die bescheidenen Möglichkeiten faszinieren die hightec-Kids erstaunlicherweise. Hier spritzt kein Blut und die Distanz zur Realität ist noch riesig groß.
Im nächsten Modell wurde die "Micky-Maus-Tastatur", gerade gut für Kinderhände, durch eine ordentliche Tastatur ersetzt. Wer genügend Geld hatte investierte dies in ein 5,25" Doppelfloppy-Laufwerk das genauso teuer wie der PC selbst war. Hiermit konnte man jedoch endlich "vernünftig" arbeiten, so dass die Anlage auch für Kleinbetriebe interessant wurde.
Hilfreich waren spezielle Software-Pakete, welche die einfache Anwendung auch für relative Laien ermöglichte. Hier ein paar technische Daten:
Prozessor: MOS 6502
Taktfrequenz: 1 MHz
RAM: 96 KByte,
ROM: 18 KByte
Q1 Lite
Die Firma Q1 Corp. (N.Y, USA) war ein Pionier im Bereich mikroprozessorbasierter Computersysteme für Büroan-wendungen. Bereits 1972 statteten sie kompakte
Business-Computer mit dem Intel 8008-Prozessor aus. Ab 1974 nutzten sie die Nachfolge-CPU 8080, später dann den Z80.
Der Computer startet mit einer Begrüßungsmeldung und reagiert ansonsten nicht, wegen der Seltenheit der Maschine wird eine vollständige Instandsetzung schwierig werden, da auch im Web keinerlei Unterlagen mehr verfügbar sind.
Über Details und die Wiederinbetriebnahme unserer Q1 lite berichten wir hier.