UNIVAC 9400 Großrechner, Rechenzentrum

Komplettfotografie der Univac 9400
 
  • Foto 1: Univac 9400 aus der Vogelperspektive
  • Foto 1: Univac 9400 von links
  • Foto 2: Univac 9400 Frontpanel
  • Foto 3: Konsole und Uniservo
  • Foto 4: Kartenleser
  • Foto 5: Kartentransport im Kartenleser
  • Foto 6: Lämpchen des Bandcontrollers
  • Foto 7: Plattenlaufwerke
  • Foto 8: Schnelldrucker
  • Foto 9: Typisches Board
  • Foto 10: Univac 9200
  • Foto 11: Univac 9400 Anzeige

Vorbemerkung: Alle untenstehenden Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern. Zusätzlich werden die Bilder kommentiert.

Der Reihenfolge nach (von rechts nach links im Bild oben) sind zu sehen:

  • Prozessor
  • Konsole
  • Tape-Control-Unit
  • UNISERVO 12
  • UNISERVO 16
  • UNISERVO 12
  • Disk-Control-Unit
  • Schnelldrucker Typ 768
  • 2 Plattenlaufwerke Typ 8425
  • Lochkartenleser

Im Archiv befinden sich noch ein Tape-Laufwerk Uniservo 12, drei Disk-Laufwerke und weitere Komponenten.

Ein Großrechner ist ein Computer, der in der Regel einen eigenen Raum von über 30 m² beanspruchte. Dieser musste klimatisiert sein.

Diese Anlage hat nur überlebt, da sie zuletzt (seit gut 25 Jahren) an einem Kölner Gymnasium glücklicherweise nicht im Wege stand. Ende der 70er Jahre konnte damit ein anspruchsvoller Informatikunterricht erteilt werden. Davor befand sich die Anlage in einem Kölner Industriebetrieb.
Seit September 2005 schmückt sie unser Museum. Das 3. Hessische Fernsehprogramm berichtete über den Transport der UNIVAC 9400 (und 9300), der wegen des hohen Gewichtes mit 2 LKW erfolgen musste. Die wenigen 9400-Anlagen, die in Europa standen, wurden in Frankfurt-Rödelheim hergestellt. Dieser Rechner ist damit fast an seinen Ursprungsort zurückgekehrt.

Es gibt heute nur noch ganz wenige Rechner dieser Größe, die auch funktionieren. Die Anlagen sind so komplex, dass eine Reparatur sehr schwierig und aufwändig ist. Möchte man alle Möglichkeiten dieser Anlage ausschöpfen, muss man ca. 6 komplette Bedienungs-Handbücher durcharbeiten.

Voraussetzung für die Chance einer erfolgreichen Reparatur sind: Absolute Vollständigkeit der Anlage, das Vorhandensein des Betriebssystems sowie der Testprogramme und möglichst alle Unterlagen (Schaltbilder, Service- und Betriebsanleitungen). Ferner sollten nicht zu viele Fehler gleichzeitig vorhanden sein, sonst schlittert man in ein Abenteuer ohne Ende.
Wir hatten in mehrfacher Hinsicht Glück. Die uns überlassene UNIVAC 9400 Anlage ist komplett und vollständig dokumentiert. Der zweite Glückstreffer: Zwei Herren im Ruhestand, welche nicht weit entfernt vom Museum wohnen und diese Anlage bestens kennen, brachten sie Teil für Teil mit viel Systematik, unendlich viel Hintergrundwissen und vielen noch vorhandenen Spezial-Ersatzteilen zur vollen Funktion.
Vermutlich wird unsere UNIVAC 9400 weltweit der einzige funktionsfähige UNIVAC-Rechner dieser Art sein (wenn nicht, bitte melden!).

Die UNIVAC Serie 9000 wurde Mitte der 60er Jahre konzipiert. Alle Rechner sind mittels "Monolith-Schaltkreisen" aufgebaut. Das sind ICs aus der DTL-Serie, die etwa 1966 auf den Markt kamen. DTL bedeutet "Dioden-Transistor-Logik"; die Transistoren waren in Form einfacher OR- und NOR-Gates integriert, während die eigentliche Logik außerhalb der ICs durch einfache Dioden realisiert wurde. Alle DTL-Rechner kamen daher mit nur 4 verschiedenen IC-Typen aus. Streng genommen sind dies noch Rechner der 2. Generation, der Integrationsgrad befindet sich auf der denkbar untersten Ebene. So mussten auch z.B. alle Flip-Flop-Elemente mit Hilfe der NOR-Gates realisiert werden.

Die UNIVAC 9200 wurde als "leistungsstarke, kartenorientierte elektronische Datenverarbeitungsanlage" mit einer Speicherkapazität bis 16 kB angeboten. Diese Anlage ist auch Bestand des Museums und wird unter der Rubrik Lochkarten-EDV, UNIVAC 9200, UNIVAC 9300 beschrieben.
Der kurz darauf angebotene Nachfolger UNIVAC 9300 war bereits karten-, band- und plattenorentiert mit max. 32 kB Speicherkapazität.
1969 wurde dann schließlich die Krönung UNIVAC 9400 als "flexibles band- und plattenorientiertes Computersystem mit Multiprogramming, Real-Time-Eigenschaften und vielfältigen Möglichkeiten der Datenfernübertragung" angeboten. Das unterste Bild zeigt eine Anzeige von 1968, in welcher die Eigenschaften des Rechners offeriert werden.

Alle Rechner dieser Serie verfügten über einen Magnetdrahtspeicher. Dieser Speicher, damals als revolutionäre Neuentwicklung angepriesen, sollte besonders zuverlässig sein und schaffte eine Zykluszeit von 600 ns pro 2 Bytes. Der geringe Zyklus war u.a. der Tatsache zu verdanken, dass der Speicherinhalt beim Lesen nicht verloren geht, wie es beim Kernspeicher der Fall ist. Zeit zum Regenerieren der Speicherinhalte nach dem Auslesen war daher nicht notwendig.
Dennoch zeigten sich schon nach relativ kurzer Zeit, dass der Speicher nicht halten konnte, was man versprach: Häufige Defekte machten ihn zum Problemfall. Daher wurde der Speicher unserer 9400 Anlage ca. 1971/72 auf den ersten DRAM Halbleiterspeicher (P1103) von INTEL umgerüstet. Nicht weniger als 1200 Speicher-IC´s der ersten Generation waren notwendig, um die für damalige Zeiten gigantisch große Speicherkapazität von 256 kB zu realisieren. Ein Glück für uns, denn defekte Magnetdrahtspeicher sind größtenteils nicht mehr reparabel.
Die langsame Peripherie (max. 85 kB/sec) wie Lochstreifen-, Lochkartenleser und Schnelldrucker wurde über einen Multiplexkanal angeschlossen. Für die Peripherie mit schnellem Datenaustausch (333 kB/sec) standen zwei Selektorkanäle zur Verfügung (Band- und Plattenlaufwerke).

Softwaremäßig wurde der UNIVAC 9400 Computer mit einer Vielzahl von Routinen und Compilern, wie z.B. Assembler und den höheren Programmiersprachen COBOL und FORTRAN angeboten. Ein zusätzlicher "Report-Programm-Generator" ermöglichte das einfache Erstellen einer "Tabellenkalkulation".
Unsere 9400-Anlage kann auf Lochkarten abgestanzte Programme und Daten in Form von "Job´s" abarbeiten. Dabei erfolgt die Systemsteuerung durch einen "Supervisor", der von der Systemplatte geladen wird.

Die Rechner aus dieser Zeit unterscheiden sich grundsätzlich von ihren Nachfolgern: Hier können etwa 600 einzelne Bit-Zustände aus dem Innern des Rechners durch (Glimm-) Lämpchen "ausgeleuchtet" werden. Praktisch alle Register sind einseh- und veränderbar, der Inhalt jeder einzelnen Speicherzelle kann angezeigt und verändert werden. Die vielen Einstellmöglichkeiten machen diesen Computer quasi zu einem "Lehrcomputer". Die Absicht war 1969 jedoch eine andere: Fehler durch defekte Bauteile mussten für das technische Wartungspersonal schnell auffindbar sein und dies ist nur durch die hier ermöglichten "Einblicke" realisierbar. Die Servicefreundlichkeit dieser Anlage ist in jeder Hinsicht extrem gut.

Inzwischen laufen viele Programme. So können Sie sich von diesem "Groß"Rechner z.B. eine aktuelle Graphik für Ihren persönlichen Bio-Rhythmus der nächsten 4 Wochen anfertigen lassen. Ein COBOL-Programm übernimmt die aufwändige Analyse.

Die Kosten der UNIVAC Anlage im Jahre 1969 war enorm und entsprach einer Kette von neuen PKW mit einer Länge von ca. 2,3 km. Siehe Unfassbar: Univac 9400 = 470 Autos (VW-Käfer)

 

Besucher am Lochkartenleser

Junge Besucher sind von der enormen Geschwindigkeit des Lochkartenlesers beeindruckt.